Training und Sport bei Krebs

Ausdauer- und Krafttraining bei Krebs

Einflussfaktoren, Einschränkungen und Trainingsempfehlungen

In unserem Blogbeitrag "Brustkrebs - Symptome, Diagnose, Therapien und Wirkungen" haben wir die vielen wissenschaftlich erwiesenen Vorteile von Ausdauer- und Kraftsport für Menschen mit einer Krebserkrankung aufgezeigt.

Mit diesem Blogbeitrag möchten wir Ihnen jetzt gerne die Grundlagen der Trainingsplanung für Menschen mit Krebs vorstellen. Zwar ist die Studienlage bis anhin noch etwas dünn an leitliniengerechten Trainingsvorgaben, aber es gibt doch einige brauchbare Hinweise für eine gute und wirksame Trainingsgestaltung.

Bitte lassen Sie sich bei der Trainingsplanung zusätzlichen von Ihrem behandelnden Team aus Medizinern, Physiotherapeuten und gegebenenfalls Sportwissenschaftlern beraten. Natürlich dürfen Sie Ihr gewonnenes Wissen aus dem Blog für die Gespräche nutzen. ;-)

Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Lesen und Training!

Die vier Hauptfaktoren für die Trainingsgestaltung

  1. Krebsart: Handelt es sich um einen lokalen Hautkrebs, Knochenkrebs oder einen Hirntumor. Jede Krebsart hat Besonderheiten, die trainingstherapeutisch beachtet werden müssen.
  2. Medizinische Therapie: Befindet sich die betroffene Person mitten in einer Chemotherapie oder Bestrahlung oder ist/sind diese bereits abgeschlossen.
  3. Stadium der Erkrankung: Handelt es sich um einen lokalen Tumor, der vollständig entfernt werden konnte oder gibt es bereits Metastasen in Organen und Knochengewebe?
  4. Behandlungsphase in Akut- bzw. Rehabilitationsklinik oder am Wohnort (kurativ oder palliativ): Welche Möglichkeiten des Trainings bieten sich an? Wie ist die Trainingsbegleitung und Infrastruktur?

Wann ist Training und Sport bei Krebs verboten?

Jeder Mensch hat Phasen in seinem Leben, in denen er oder sie beim Training bzw. im Sport etwas kürzer treten muss. Das gilt insbesondere auch für Menschen mit einer Krebserkrankung. Diese sollten in den bestimmten Momenten und Phasen ihrer Therapie bzw. Symptomen eine Pause einlegen.

Eine Auflistung finden Sie hier:

  • Manche Chemotherapeutika haben starke Auswirkungen auf die Leber, die Nieren und das Herz. An Tagen, an denen diese Medikamente verabreicht werden, MUSS auf Training verzichtet werden! Ob die bei Ihnen eingesetzten Medikamente diese Nebenwirkungen haben, wird Ihre Onkologin bzw. Ihr Onkologe wissen. Bitte fragen Sie gezielt danach und erkundigen sich, wie lange Sie gegebenenfalls pausieren sollten.
  • Kein Training bei akuten Blutungen oder einer starken Blutungsneigung.
  • Bei einer Thrombozytenzahl von 10000-20000 sollte mit Vorsicht trainiert, unterhalb von 10000 eine Pause eingelegt werden. Fragen Sie auch hier nach den derzeitigen Werten.
  • Übelkeit bzw. Erbrechen.
  • Starken bzw. neuartigen Schmerzen.
  • Bewusstseinseinschränkung und Verwirrtheit.
  • Hämoglobinwerte unter 8g/dl Blut. Wieder ein Punkt, der eine Nachfrage bei Ihrem medizinischen Team verlangt.
  • Schwindel und Kreislaufbeschwerden.
  • Fieber bzw. Erhöhung der Körpertemperatur über 38°.
  • Starke bzw. akute Infekte.

Grundlagen des Ausdauertrainings bei Krebs

Trainingsempfehlungen:

  • Dreimal pro Woche Ausdauertraining.
  • Über 18-24 Wochen.
  • Für 15-45 Minuten Belastung.
  • Intensität: 50%-80% der maximalen Sauerstoffkapazität oder 60%-80% der maximalen Herzfrequenz. Beide Werte lassen sich beim Hausarzt bzw., noch besser, in einer leistungsdiagnostischen Untersuchung definieren. Für Empfehlungen zur Leistungsdiagnostik im Raum Zürich, bitten wir um eine direkte Kontaktaufnahme. Wir sind sehr dankbar, auf exzellente Kontakte in unserem Netzwerk zurückgreifen zu können.
  • Trainingsmöglichkeiten: Spazieren gehen oder Joggen (auch auf Laufband), Velo fahren bzw. Veloergometer und Ruderergometer.

Diese Empfehlungen gelten sowohl für kurativ als auch palliativ Betroffene.

Grundlagen für das Krafttraining

Krafttraining ist für Betroffene sehr zu empfehlen und sicher durchführbar. Dazu braucht es aber gewisse Voraussetzungen.

  • Knochenmetastasen gehören ausgeschlossen.
  • Eine Osteoporose, auch bei jungen Männern und Frauen, gehört ebenfalls ausgeschlossen.
  • Eine Thrombozytopenie sollte ebenfalls ausgeschlossen werden. Liegen die Werte für die Thrombozyten bei über 20000 kann moderates und ab einem Wert von 50000 auch ein intensives Krafttraining durchgeführt werden. Hier sollte gezielt nachgefragt werden.
  • Das "Go!" von Arzt oder Ärztin wäre schön. ;-)

Trainingsempfehlungen:

  • 8-12 Übungen pro Training.
  • 1-3 Sätze pro Übung.
  • Intensität zwischen 60-85% der Maximalkraft. Einen passenden Rechner finden Sie hier: https://www.vcalc.com/wiki/Caroline4/Brzycki
  • Pausenlänge: 60-120 Sekunden.
  • Untrainierte fangen mit einem Training pro Woche an. Für den Muskelaufbau braucht es mindestens zwei Trainings pro Woche. Fortgeschrittene trainieren dreimal die Woche.

Empfehlenswerte und leicht durchführbare Tests vor dem Trainingsstart:

Maximalkrafttest über den oben genannten Rechner, Handkrafttest, 1-minute-sit-to-stand, 5-repetition-max-sit-to-stand und 6-Minutengehtest. Für Rückfragen und Durchführungen zu diesen Tests, stehen wir gerne zur Verfügung.

Empfehlungen zu Training und Sport für Menschen mit Krebs

  • Zuerst alle Fragen seriös, ehrlich und offen klären lassen. Das schafft Vertrauen, baut Ängste ab und motiviert auch zu intensiverer Bewegung.
  • Keine unnötigen neuen Hürden aufbauen, indem man Betroffene "gut gemeint schont".
  • Kraft- und Ausdauertraining sollte kombiniert werden.
  • Auf passive Unterstützung bzw. Massnahmen darf gerne verzichtet werden.

Wir hoffen, dass Ihnen diese Zusammenfassung einen ersten Überblick über die mögliche Trainingssteuerung bei Krebs gegeben hat und wünschen Ihnen viel Spass und Erfolg beim Training!

Für Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit sehr gerne zur Verfügung. Wenn wir Sie dabei in unserer Praxis unterstützen dürfen, würden wir uns über Ihre Kontaktaufnahme sehr freuen!