Fatigue bei Krebs - Symptome, Diagnose und Therapie

Fatigue bei Krebs

Mehr als nur "müde"

An Krebs erkrankte Menschen sind mittlerweile ein fester Bestandteil im gesellschaftlichen und physiotherapeutischen Alltag. Einerseits werden wir immer älter, damit einhergehend steigt auch unser Risiko an Krebs zu erkranken, andererseits hat vor allem die Medizin in den letzten Jahrzehnten grosse Fortschritte gemacht. So überleben immer mehr Menschen den Krebs bzw. können zumindest länger damit leben.

Wie viele Menschen sind betroffen?

Laut den Daten des Schweizer Bundesamt für Statistik erkrankten 2019 ca. 46´400 Menschen hierzulande an Krebs. Bei Männern wurde in ca. 25´300 Fällen und bei Frauen in 21´100 Fällen die Diagnose Krebs gestellt. Die meisten Krebsdiagnosen betrafen die weibliche Brust, Prostata, Dickdarm und die Lunge. 5 Jahre nach der Diagnosestellung leben im Durchschnitt noch 65% der Frauen und 59% der Männer. Nach 10 Jahren weilen noch 61% der Frauen und 54% der Männer unter uns.

Die Anzahl Erkrankter nimmt seit Jahren zu und infolgedessen kommen damit auch immer mehr Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten, wie auch wir bei PHYSIO Impact in Uster, ins Spiel. Warum aber ist das so und was kann die Physiotherapie positiv beeinflussen?

Vielfältige Symptome krebskranker Menschen

Krebskranke Menschen haben vielfältige Beschwerden. Neben den verschiedensten „ganz normalen“ muskuloskelettalen Gebrechen, können sie beispielsweise über operationsbedingte Kontinenzproblematiken klagen, an medikamenteninduzierten Polyneuropathien (Nervenschäden) durch die Chemotherapie leiden oder mit Bewegungseinschränkungen der Schulter durch Operationen und Bestrahlungen nach Brustkrebs kämpfen - und vielem mehr.

Was leider viele Betroffene gemein haben: 60%-90% aller Krebskranken sind von Fatigue, dem sogenannten „Erschöpfungssyndrom“, betroffen. Bei 30%-60% dieser Patientengruppe wird diese Art der Erschöpfung als mittlere bis schwere Form eingestuft.

Als Fatigue wird der teils extreme Erschöpfungszustand bezeichnet, den Krebskranke oftmals als Nebenwirkung der Krebstherapie erleben. Dabei handelt es sich um viel mehr als nur starke Müdigkeit. Dieser Zustand der starken bis maximalen Erschöpfung, schränkt die Belastbarkeit und die Ausübung von Alltagsaktivitäten der betroffenen Personen teils massiv ein. Die Lebensqualität der Betroffenen kann, neben der eigentlichen Grunderkrankung, zusätzlich stark negativ beeinflusst werden.

Was passiert im Körper bei Fatigue?

Erkenntnisse aus dem Labor

Die Ursache für die krebsbehandlungsassoziierte Fatigue ist auf molekularer Ebene noch immer nicht ganz geklärt. Was man weiss ist, dass bei dieser Form der Fatigue die Produktion der proinflammatorischen („entzündungsfördernden“) Zytokine Interleukin-1 Beta (IL-1β) sowie des Tumornekrosefaktor Alpha (TNF-α) initiiert wird und dieser Prozess recht erfolgreich mit körperlichem Training therapiert werden kann. Der vermutete Mechanismus hinter dem Erfolg von körperlichem Training zur Bekämpfung von Fatigue, dürfte die Absonderung des Interleukin-6 (IL-6) aus dem pathogenen Umfeld der Fresszellen der menschlichen Zellen, den Makrophagen, sein. Dem IL-6 wird in diesem Setting eine zentrale Rolle in der Immunantwort auf eine Sepsis zugeschrieben. Bei körperlichem Ausdauer- und Krafttraining hingegen, wird es selektiv aus der Muskelzelle ausgeschüttet. Im Trainingsumfeld entfaltet IL-6 über die Herunterregulierung und Deaktivierung von IL-1β sowie TNF-α eine antiinflammatorische Wirkung. Das würde erklären, warum Trainingsinterventionsstudien durchwegs eine Verbesserung der Fatigue bei krebskranken Menschen aufzeigen.

Ihre Physiotherapeuten bei PHYSIO Impact haben Erfahrung mit der Physiotherapie und Trainingsgestaltung bei Fatigue und Krebs und stehen Ihnen gerne für Rückfragen und Beratungen bezüglich Physiotherapie und Training zur Verfügung.

Was sind typische Symptome der Fatigue bei Krebs?

  • Ausgeprägte Müdigkeit und Energieverlust in Ruhe
  • Gefühl muskulärer Schwäche
  • Eingeschränkte Aufmerksamkeit und Konzentration, verminderte Fähigkeit zu Konzentration und Aufmerksamkeit, Kurzzeitgedächtnisstörungen
  • Eingeschränkte Tätigkeiten des täglichen Lebens mit Erschöpfungsgefühl bzw. starke Anstrengung notwendig, um in Gang zu kommen
  • Schlafstörungen oder vermehrter Schlaf
  • Nicht erholsamer Schlaf
  • Traurigkeit, geringe Frustrationstoleranz
  • Durch Müdigkeit bedingte Schwierigkeiten, alltägliche Aufgaben zu erledigen
  • Eventuelles Unwohlsein nach Anstrengung

Wie kann man Fatigue testen?

Es stehen verschiedene Fragebögen zur Ermittlung des Ist-Zustandes bei Fatigue zur Verfügung. Mit dem speziell auf onkologisch Betroffene zugeschnittenen FACT-F (Functional Assessment of Cancer Therapy-Fatigue) können Details zum Erschöpfungssyndrom erfragt werden. Für anderweitig chronisch Kranke kann der FACIT-F (Functional Assessment of Chronic Illness Therapy-Fatigue) genutzt werden.

Der komplette FACIT-F-Fragebogen besteht aus 41 Fragen aus fünf Bereichen. Es werden die Kategorien „Körperliches“, „Soziales“, „Emotionales“ und „Funktionelles“ Wohlbefinden erfragt. Das Erschöpfungssyndrom wird mittels einer Subskala erhoben. Der FACIT-F/ FACT-F ist zum selbstständigen Ausfüllen durch Patienten entwickelt worden, kann aber auch von Therapeuten abgefragt werden.

Ebenfalls für die Erfassung des Erschöpfungssyndroms gibt es das Modul QLQ-FA12 des EORTC QLQ-C30. Hier der Link zum validen, aber eher aufwändigen Fragebogen.

Spezifisch für das Assessment von Fatigue bei Krebskranken ist der Brief Fatigue Inventory (BFI) entwickelt worden. Er umfasst die Beurteilung einerseits der aktuellen und andererseits der schlimmsten Erschöpfung in den letzten 24 Stunden.

Wichtiger Hinweis von PHYSIO Impact:

Bitte beachten Sie, dass die Fragebögen zum Teil kostenpflichtig sind bzw. nur nach Genehmigung benutzt werden dürfen. Informieren Sie sich sicherheitshalber vorher bei den verlinkten Anbietern.

Wie kann man Fatigue bei Krebs therapieren?

  • Insgesamt 90 – 120 min/ Woche moderates Training
  • Überlastungen vermeiden, sie verstärken die Fatigue-Problematik
  • Je schwerer die Fatigue, desto geringer die Intensitäten
  • Fragebogen (MFI) zur Bestimmung des Schweregrades mit entsprechender Ausrichtung des Trainingsplans

Empfehlungen für Betroffene mit Fatigue beim Krafttraining:

  • 12 Wochen mit 3 TE pro Woche
  • Leichte Fatigue: 2x8-12 WH, 60-70% 1RM
  • Moderate Fatigue: 1x8-12WH, 30-50% 1RM
  • Starke Fatigue: anfänglich Krafttraining ohne Widerstand, danach langsame Steigerung

Empfehlungen für Betroffene mit Fatigue beim Ausdauertraining:

  • Leichte Fatigue: 20-30 min pro TE, 3-5 Tage/Woche, 60-80% max HF
  • Moderate Fatigue: progressive Steigerung des Trainingsumfangs von 5-10 Min pro TE
  • Starke Fatigue: TE mit geringen Intensitäten, Walking/Radfahren von mehreren Einheiten à 5-10 Minuten

Viel Spass und Erfolg bei der Umsetzung der Vorschläge und lassen Sie uns wissen, ob Ihnen diese Informationen und Tipps geholfen haben.

Möchten Sie mehr wissen bzw. würden Sie sich gerne bei uns zur Physiotherapie und Trainingsbetreuung anmelden? Dann nutzen Sie gerne diesen Link zu Ihrem ersten Termin bei PHYSIO Impact an der Seestrasse 145 in Uster.