E-Zigaretten oder doch das Original?
Da wir bei PHYSIO Impact unter anderem auch Raucher bzw. Ex-Raucher atemtherapeutisch begleiten, werden uns immer wieder Fragen zur E-Zigarette bzw. den "Vaporizern" als Alternative zu normalen Tabakprodukten gestellt. Dazu möchten wir gerne mit diesem Blogbeitrag Stellung nehmen, die gängigen Daten und Fakten zur eigenen Entscheidungsfindung bereitstellen und anschliessend für uns zusammenfassen.
Daten und Fakten zur Zigarette
Die massiven gesundheitlichen Schäden die durch Zigaretten verursacht werden, müssen hier eigentlich nicht mehr im Detail aufgelistet werden. Sie sollten mittlerweile allgemein bekannt und akzeptiert sein.
Und trotzdem, hier sind doch noch ein paar Zahlen und Fakten zu den noch immer viel zu beliebten Glimmstengeln.
- 25% aller Schweizerinnen und Schweizer über 15 Jahren rauchen. Mehr als ein Drittel davon gilt als abhängig.
- Die Zahl an Raucherinnen und Rauchern, sowie die Anzahl verkaufter Päckchen ist seit einigen Jahren rückläufig.
- Jedes Jahr sterben 9500 Menschen in der Schweiz an den direkten Folgen des Tabakkonsums. Das entspricht 26 Personen pro Tag und ist insgesamt für ca. 14% aller Todesfälle hierzulande verantwortlich.
- Die häufigsten Todesarten bei Rauchern sind Herz-Kreislauferkrankungen, Lungenkrebs, Erkrankungen der Atemwege und andere Krebsarten.
- Der konsequente Nichtraucherschutz hat in der Schweiz zu einer messbaren Reduktion von Herzinfarkten bei Nichtrauchern gesorgt. Entsprechende Zahelen aus den Kantonen Graubünden und Tessin belegen diesen positiven Trend und die Sinnhaftigkeit zur Vermeidung des Passivrauchens.
- Monetäre Investitionen in die Tabakprävention ergeben laut der Universität Neuenburg und Fachhochschule Zürich einen return-on-investment von 41. Das heisst, jeder eingesetzte Franken, gibt einen gesamtgesellschaftlichen Nettogewinn von 41 Franken.
- Gegenwärtig wird die Schweizer Gesamtwirtschaft durch die Folgen des Rauchens mit jährlich ca. 3.9 Milliarden CHF belastet.
- Die Einnahmen durch die Tabaksteuer betragen 2 Milliarden CHF und fliessen vollumfänglich in die AHV.
Was sind E-Zigaretten?
E-Zigaretten, auch als Vaporizer bekannt, sind Geräte, die als Zigarettenersatz dienen. Hier wird eine Flüssigkeit ("Liquid") durch eine elektrische Erhitzung zum Verdampfen gebracht und dann durch die Nutzer inhaliert und gepafft. Aber sind sie auch die bessere Alternative zur Zigarette?
Die E-Zigarette wurde bereits 1963 zum Patent angemeldet, hat sich aber erst um 2004 in seiner heutigen Version in China am Markt etabliert. Von dort startete die weltweite Erfolgsstory. In der Schweiz sind die Vaporizer seit 2012 erhältlich und unterstehen, da sie keinen Tabak enthalten, nicht der Tabaksteuer und sind entsprechend günstiger als die bekannten Glimmstengel.
Woraus besteht das "Liquid"?
Die Flüssigkeiten bzw. das "Liquid", welches verdampft wird, bestehen aus einer Mischung verschiedener Chemikalien. Das Basisstoffe sind Glycerin und Propylenglykol, welche für den gewünschten Dampf sorgen und so das inhalieren erleichtern. Das Propylenglykol dient als Trägersubstanz für Aromastoffe und Nikotin und ist ebenso für die meist als unangenehm empfundene Trockenheit der Mundschleimhäute verantwortlich.
Den meisten Liquids wird zusätzlich Nikotin beigefügt, wenngleich die inhalierte Menge zwar geringer ist als bei der Zigarette, die genaue Menge aber aufgrund von Messchwierigkeiten kaum ermittelt werden kann.
Offiziell dürfen Verbraucher nur eine gewisse Menge an konzentriertem Nikotin erwerben, allerdings hat sich die Industrie so aufgestellt, dass die Menge in den Liquids schlussendlich durch die Nutzerin bzw. den Nutzer selber gemischt und so definiert wird.
Nikotingehalt beim Vaporizer
Eine "normale" Zigarette enthält im Schnitt ca. 10-11mg Nikotin und im reinen Tabak pro Gramm ca. 19mg Nikotin. Schlussendlich nimmt die Zigarette rauchende Person ca. 2mg Nikotin auf. Im Vergleich zu dieser Menge nimmt der Kunde mit dem Vaporizer ca. "nur" ein Drittel der Nikotinmenge auf, ist aber am Ende wieder abhängig vom eigenhändigen Mix des Liquids. Dieser ist jederzeit nach unten und oben beeinflussbar. Da allerdings die Verbrennungsprodukte bei den E-Zigaretten entfallen, sind sie insgesamt weniger gesundheitsschädlich als normale Zigaretten.
Nutzen beim Rauchstopp
In der Phase der Tabakentwöhnung können nikotinfreie E-Zigaretten das Rauchverlangen und die Entzugssymptome mildern. Sie scheinen sogar anderen Rauchstoppmethoden wie verhaltenstherapeutischen Ansätzen, Nikotinkaugummis oder -pflastern und einem totalen Rauchstopp ohne weitere Unterstützung überlegen zu sein. Daher empfiehlt die Cochrane Collaboration durchaus den Gebrauch von E-Zigaretten als Hilfe zum Rauchstopp, wenngleich der Gebrauch oftmals in eine Dauernutzung übergeht und, speziell aufgrund des Nikotins, ebenfalls gesundheitlich bedenklich ist.
Verkauf an Jugendliche
Wenn man bedenkt, dass mittlerweile jede vierte jugendliche Person in der Schweiz schon mal einen Vaporizer ausprobiert hat oder sogar regelmässig nutzt, stellt sich die Frage nach den rechtlichen Bestimmungen und Schutzmassnahmen seitens der Politik. In Deutschland wurde bereits im April 2016 ein Verkaufsverbot für nikotinfreie und nikotinhaltige E-Zigaretten erlassen. Die Schweiz konnte sich aber auf Bundesebene bisher noch nicht dazu durchringen. Der Verkauf ist daher rechtlich weiterhin möglich. Nur elf Kantone haben sich bisher für Einschränkungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen entschieden. Da es als erwiesen gilt, dass Vaporizer bzw. E-Zigaretten die Einstiegswahrscheinlichkeit bei Kindern und Jugendlichen zu normalen Tabakprodukten erhöhen, wäre ein totales Verkaufsverbot an diese Zielgruppe dringend angezeigt.
Zusammenfassung
Bezüglich des Gebrauchs von E-Zigaretten bzw. Vaporizern kann man folgendes zusammenfassen: Für die Unterstützung zum Rauchstopp scheinen E-Zigaretten gut geeignet. Für Kinder und Jugendliche sind sie es nicht, da durch deren Gebrauch die Gefahr eines späteren Tabakkonsums deutlich steigt. Die gesundheitlichen Schäden sind, da die Verbrennungsprodukte wegfallen, bei E-Zigaretten deutlich geringer als bei normalen Zigaretten. Nichtdestotrotz ist auch deren Gebrauch nicht zu empfehlen, da auch hier durch das Nikotin und andere chemische Bestandteile oxidativer Stress ausgelöst und so potentielle gesundheitliche Schäden erwartet werden können. Da E-Zigaretten die Lungenfunktion negativ beeinflussen, ist für Betroffene mit COPD und Asthma bronchiale vom Gebrauch dieser Ersatzprodukte ebenso deutlich abzuraten, wie von normalen Tabakprodukten.
Wir hoffen, dass wir mit unserem Blogbeitrag Ihre Fragen zum Thema E-Zigarette angemessen beantworten konnten.
Für Rückfragen und Feedbacks stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.
Vielen Dank für Ihr Interesse!