Der Fersenschmerz - Therapien unter der Lupe

Informationen und Therapien zum Fersenschmerz

Aktuelle Empfehlungen für Sie aufbereitet

Fersenschmerzen gehören zu den sehr schmerzhaften, die Lebensqualität deutlich einschränkenden und zudem noch alltäglicheren Erkrankungen des Fusses. Der Fersenschmerz, medizinisch ist er die häufigste Überlastungssymptomatik am Fuss.

Was ist die Ursache des Fersenschmerzes?

Beim Fersenschmerz, auch Plantarfasziitis genannt, kommt es zumeist aus ungeklärten Gründen zu einer Reizung des Ansatzes der Plantarfaszie am Fersenbein.

Die Symptome beim Fersenschmerz

Wie es der Name schon sagt, zeigen sich die typischen Symptome an der Ferse. Gerne direkt früh morgens nach dem Aufstehen oder nach langer sitzender Tätigkeit, berichten Betroffene über einschiessende und belastungsabhängige Schmerzen an der medialen (inneren) Ferse und teilweise noch ausstrahlend entlang der Fusssohle, bis in die Zehen. Diese Reizung betrifft vornehmlich Bürotiger, steht aber auch für bis zu 8% aller Verletzungen bei Läuferinnen und Läufern. Zusätzlich haben Frauen, Übergewichtige und Menschen über 40 Jahren ein erhöhtes Risiko Fersenschmerzen zu entwickeln. Ganz unvorteilhaft wäre es, alle Risikofaktoren in sich zu tragen. Die Symptome können über kurze Zeit vorhanden sein, teilweise aber auch viele Monate anhalten und sich als therapeutisch widerspenstig erweisen.

Was Betroffene aber etwas beruhigen sollte: Zu strukturellen Veränderungen oder Folgeschäden an der Ferse kommt es indes nicht und der Fersenschmerz ist diesbezüglich ungefährlich.

Wie wird der Fersenschmerz diagnostiziert?

Es handelt sich um eine symptombezogene, klinische Diagnostik. Auf eine aufwändige Bildgebung kann, ohne Hinweise auf red-flags, verzichtet werden. Vereinzelt wird ein Röntgen oder Ultraschall durchgeführt. Beim Ultraschall kann sich die Plantarfaszie verdickt darstellen, was aber keinen Einfluss auf die Therapie hat. "Fersensporne", die sich als Spikes an der Ferse im Röntgen zeigen, sind in aller Regel reine Zufallsbefunde und ohne klinische Relevanz. Es gilt zu hoffen, dass das den Betroffenen auch so erklärt wird und keine unnötigen Sorgen und Bedenken um eben diesen "Fersensporn" zurückbleiben.

Die Therapie beim Fersenschmerz

Regelmässig werden diverse Heilsbringer für den Fersenschmerz angepriesen. Die allgegenwärtige schwarze Schaumstoffrolle für die angeblich dauerverklebten Faszien, bunte Tapes, Schuheinlagen, Geräte zur Dehnung der Fusssohle und sogar Socken (!) mit irgendwelchen Akkupressurpunkten sollen dem Fersenschmerz den Gar aus machen.

Beim Fersenschmerz stehen uns, neben den beworbenen Artikeln, noch andere und eventuell dann doch wirksamere Therapieoptionen zur Verfügung. Schauen wir uns an, was die Wissenschaft aktuell dazu sagt. Leider haben einzelne Studien das bekannte Problem der Heterogenität. Das heisst, die Studienteilnehmer:innen sind nicht immer "reine" Betroffene eines Fersenschmerz/Plantarfasziitis. Manchmal mogeln sich noch andere, sehr ähnliche Beschwerdebilder, in die Studien ein. Das gilt es, ebenso wie die feinen aber wichtigen Unterschiede bei den Symptomen zu beachten.

Ist Krafttraining das Mittel der Wahl?

Diverse Social-Media-Posts bekannter und weniger bekannter Physiotherapeuten empfehlen Krafttraining für so ziemlich alles. Auch zur Behandlung vom Fersenschmerz bzw. der Plantarfasciitis. Wahrscheinlich ist es eine Art therapeutische Übertragung bekannter und nachgewiesener, positiver Effekte von Krafttraining bei ähnlichen Sehnenproblematiken, wie der Patella- und Achillessehne. Und eigentlich fährt man in aller Regel auch gut damit. Die positiven Effekte von Training bei körperlichen Beschwerden sind nicht von der Hand zu weisen und übertreffen in ihrer Effektivität passive Therapiemethoden normalerweise um ein vielfaches.

Gilt diese Übertragung auch beim Fersenschmerz? An dieser Eindeutigkeit gibt es leider Zweifel. Die gängige Theorie ist, dass die trainingsbedingte Kraftzunahme eine erhöhte Belastbarkeit der trainieren Struktur zur Folge habe und infolgedessen die Beschwerden "automatische" abnehmen müssten. Schliesslich wäre die Struktur durch das Krafttraining ja jetzt belastbarer.

Allerdings müsste in der medizinischen und physiotherapeutischen Befundung erst geklärt werden, ob der Schmerz wirklich belastungsabhängig ist oder ob es sich eher um ein lokales Druckproblem handelt. Die Effekte von Krafttraining bei rein belastungsabhängigen Beschwerden sind besser, als bei einer lokalen Druckproblematik. Das heisst das in genannten zweiten Fall diese Region erst einmal bestmöglich entlastet werden sollte, bis sich die Reizung legt und anschliessend langsam wieder eine Belastungsadaptation angestrebt werden kann.

Aufgrund der aktuellen Studienlage, kann Krafttraining daher nicht als alleiniger therapeutischer Goldstandard beim Fersenschmerz empfohlen werden. Signifikant verbessert haben sich in Studien die das Heavy-Slow-Resistance-Prinzip untersucht haben, nur ein kleiner Teil der Probandinnen und Probanden. Das heisst allerdings auch nicht, dass Krafttraining kein Teil der Therapie sein sollte, nur lässt er sich nicht für Couch-Potatoes und Marathonläufer gleich stark empfehlen. Krafttraining ist indiziert, wenn es sich bei den Betroffenen um Menschen handelt, die wieder auf ein gewisses sportliches Aktivitätsniveau zurück wollen und dafür zwangsläufig auf ausreichend Kraft angewiesen sind. Der oder die eher inaktive Betroffene würde, zumindest in Bezug auf die Fersenschmerzen, eher weniger profitieren. Allerdings sollten auch diese Personen motiviert werden, aus den allgemein bekannten Gründen, sich regelmässig zu bewegen und trainieren.

Welchen Effekt hat Dehnung?

Ein nicht geringer Teil der Betroffenen mit Fersenschmerzen hat messbare Einschränkungen der Sprunggelenksbeweglichkeit. Daraus schliessen einige Physiotherapeutinnen und -therapeuten, dass sich diese über Dehnungen bzw. Stretching der Wadenmuskulatur verbessern liessen. Dehnungen sind, wie die gleich noch folgenden Schuheinlagen, in ihrer Wirksamkeit stark umstritten und sehr wahrscheinlich massiv überbewertet.

Nicht nur schaffen Dehnungs- und Stretchingübungen in aller Regel, wie fälschlicherweise angenommen, keine strukturellen Veränderungen am Muskel- oder Fasziengewebe. Die initiale Beweglichkeitsverbesserung und Schmerzreduktion sind ebenfalls nicht anhaltend. Sinnvoller erscheinen in diesem Zusammenhang eher die nächtliche Nutzung einer Schiene oder Strassburg-Socke, um die Schmerzhaftigkeit am frühen Morgen etwas zu reduzieren.

Bringen Schuheinlagen Linderung?

Schuheinlagen sind, wie Dehnungen, stark umstritten, nicht zuletzt aufgrund der teils horrenden Kosten, bei gleichzeitig fragwürdiger Wirksamkeit. Studien konnten belegen, dass massangefertigte Schuheinlagen gleich wirksam/unwirksam waren, wie Scheinorthesen und eine Empfehlung bei Fersenschmerzen daher nicht gerechtfertigt erscheint. Sollten allerdings andere Therapiemethoden über mehrere Wochen keine Verbesserung bewirken, können normale Schuheinlagen, keine Massanfertigungen!, als therapeutischer Versuch genutzt werden.

Wie verhält es sich mit massangefertigten Spezialschuhen?

Individuell angefertigte Gesundheitsmassschuhe sind generell nicht angezeigt. Der Aufwand und die Kosten stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen. Zudem konnten Studien bis anhin keine Empfehlung für das Schuhdesign geben, welches einen signifikanten Einfluss auf die Beschwerden beim Fersenschmerz haben könnte. Empfehlenswert dagegen ist, auf einen Schuh mit einer weichen Ferse zu setzen. Dies kann man zum Beispiel im Schuhfachhandel mit weichen "Gesundheitsschuhen" und auch mit einsetzbaren, und verhältnismässig günstigen, Gelkissen erreichen.

Hilft am Ende nur die Spritze?

Besonders beim quälenden Fersenschmerz sind Betroffene heilfroh, wenn sie eine Spritze zur Schmerzreduktion erhalten können und setzen grosse Hoffnung in deren Wirksamkeit. Leider handelt es sich dabei in aller Regel um eine Ladung Cortison, die in starkem Verdacht steht, für Rupturen der Plantarfaszie verantwortlich zu sein.

Lohnt es sich daher, dass Risiko in Kauf zu nehmen? Ja und nein. Grundsätzlich sollten Betroffene erst alle anderen, wie im gleich folgenden Fazit, beschriebenen Therapiemethoden über mind. 6 Wochen konsequent umsetzen. Sollte sich dann keinerlei Symptomveränderung eingestellt haben und der individuelle Leidensdruck zu gross sein, können Betroffene mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin einen Injektionsversuch besprechen.

Die Evidenz für die nachhaltige und positive Wirksamkeit der Kortisoninjektionen in bzw. an die Ferse ist, insbesondere in Anbetracht des Rupturrisikos der Plantarfaszie, nicht ausreichend belegt. Empfehlenswert wäre allerdings vorher eine Untersuchung bzw. Zweitmeinung in einer fusschirurgischen Fachpraxis bzw. -ambulanz, da diese die möglichen negativen Folgen unter Umständen besser einschätzen können.

Wie ist die Prognose des Fersenschmerz?

In der Regel heilt die Plantarfasziitis innert maximal einem Jahr aus. Oftmals gelingt es aber deutlich früher, die Beschwerden zu verringern beziehungsweise abzubauen. Natürlich ist das ein frustrierend langer Zeitraum, aber die Prognose bleibt dennoch positiv und es nicht mit Folgeschäden zu rechnen.

Was ist das Fazit für die Therapie?

Zusätzlich, zu den hier vorgestellten Therapieoptionen beim Fersenschmerz, gilt es noch die anfangs erwähnten Risikofaktoren in die Therapieplanung einzubeziehen. Geschlecht und Alter sind zwar nicht beeinflussbar, dafür aber zumindest das Körpergewicht. Des weiteren sind eine Anpassung der Belastung an die aktuelle Belastbarkeit, regelmässiges Tragen weicher Schuhe (auch zuhause), Vermeidung von Barfuss laufen auf harten und kalten Böden, Mobilisationsübungen für das Sprunggelenk (wenn eingeschränkt), das tragen einer Nachtschiene bzw. Strassburg-Socke, Patientenedukation zur Förderung des Erkrankungsverständnisses und der grundsätzlichen Harmlosigkeit in Bezug auf befürchtete Schäden und Folgeschäden und, damit gekoppelt, eine symptomorientierte Belastungsanpassung in die Behandlung einzubeziehen. Krafttraining sollte, wenn wie oben beschrieben indiziert, ebenfalls ein Teil der Fersenschmerz-Reha sein.

Unsere Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten bei PHYSIO Impact in Uster helfen Ihnen gerne bei der Therapie Ihres Fersenschmerz. Vereinbaren Sie jederzeit auf unserer Webseite (beim grünen Button) Ihren Termin, schreiben eine E-Mail an info@physioimpact.ch oder rufen ganz einfach unter 044 203 32 55 an. Natürlich dürfen Sie auch gerne direkt bei uns an der Seestrasse 145 in Niederuster vorbeischauen. Wir freuen uns auf Sie!

*Eine zweite Frage die untersucht werden sollte, ist ob es sich handelt um eine belastungsabhängige Schmerz, oder kommen die Schmerzen wegen eines lokalen Druckproblem- wobei das zweite deutlich weniger gut reagiert auf Krafttraining. Durch ein vertiefte klinische Untersuchung, werden diese Schlüsselfrage beantwortet. Diese Antworten geben Einsichten darauf, wie der betroffenen Struktur in einer ersten Fase entlastet und geschützt werden kann, um in einer zweiten Fase zu einer Verstärkung und Adaption zu kommen.